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Vater werden ist nicht schwer

Der Planet C4A war nicht nur im Katalog eine Pracht. Ein romantisches Rosa beherrschte den Himmel. Hin und wieder zogen allerliebste Wolkenformationen vorüber, in ihren niedlichen Bildern die ganze Verspieltheit der Wetterprogrammierer verratend.
Im sanften Wehen des Windes wogten weich die bunten Blumen, umrahmten dabei kleine, gemütlich wirkende Häuschen. Mitten durch die Anlage floss ein Bächlein, glücklich vor sich hin glucksend und Ruhe vermittelnd.

Das war der Ort!
Ein halbes Universum lag hinter uns. Oder besser schräg unter uns, zumindest nahm ich das aufgrund meiner letzten Überschlagsrechnung an.
Evchen war eine strahlende Sonneneruption und versprühte grenzenlose Glückseligkeit. „Das ist so schön!“
Oder kitschig. Aber egal, dachte ich mir.
Das ist der Ort, den unser Mediker aus Tausenden Therapiezentren herausgesucht hatte, hier würde es klappen.
Hier würden wir nämlich auf ganz natürliche Weise versuchen, ein Kind zu machen.
Evchens sehnlichster Wunsch und damit auch der meine. Nix hatten wir unversucht gelassen. Trainingszentren unterschiedlichster Schwierigkeitsstufen lagen hinter uns. Transzendentale Grenzerfahrungen hatten uns zu einem fantastisch eingestimmten Pärchen werden lassen.
Wir waren bereit! Nun musste es nur noch getan werden. Mit der entsprechenden Perfektion selbstverständlich.

„Ah, man sieht Ihnen Ihr Glück ja gleich an den Ohren an!“ mit gelassener Freundlichkeit tänzelte ein Kupidianer auf uns zu. Seine riesigen Ohren fächelten parfümierte Luft in unsere Richtung. „Sie haben sicher reserviert?“ der Ausdruck seines Hasengesichtes ließ sich nur schwer deuten und Evchen wirkte daher unsicher, als sie antwortete:
„Auf den Namen Konz?“
Schwungvoll verneigte sich der Kupidianer, seine Ohren fegten dabei elegant über den Boden.
„Willkommen im Haus der Liebe! Wir haben unendliche Freuden für Sie, nichts ist unmöglich...,“ damit rauschte er zu einem kleinen Stehpult, das im Zentrum der großen Eingangshalle des Kurhauses stand. Mit seinen kralligen Pfoten tippte er wild auf die flache Oberfläche des Pultes und kurz darauf drehte er sich wieder zu uns um.
„Sie werden zufrieden sein! In einem exotischen Ambiente werden sie genau die Entspannung finden, die sie suchen!“ Dann zog er mich leicht am Ärmel und ich beugte mich zu ihm herunter.
„Aber nicht zu sehr entspannen, he!“ raunte er mir zu und war auch schon wieder in Bewegung.
„Hier entlang“, damit lud er uns mit einer Geste ein, ihm zu folgen.
Die Einrichtung der Gänge, durch die wir geleitet wurden, wirkte bereits sehr exotisch auf mich. Für die meisten Dinge, die hier hingen, standen, blinken oder pusteten, hatte ich nicht einmal Wörter. Zumindest erkannte ich Blumentöpfe und einige Sitzgruppen, nicht alle für Primaten ausgelegt.
An einem Vorhang blieb „Mein Name ist übrigens, Pirxus!“ stehen und senkte seine Stimme. „Die Suite ist vollständig auf ihre Bedürfnisse vorbereitet worden, sollten Sie dennoch etwas benötigen, steht Ihnen unser Haus jederzeit zur Verfügung!“ und weg war er.
Evchen immer noch ganz hingerissen, nahm meine Hand, drückte sie ganz fest, kam mir ganz nahe, küsste mich leicht und schaute mir tief in die Augen.
„Und los!“ sagte ich.
Wir traten hinaus und betraten einen hellen Sandstrand. Den Himmel füllte ein zärtliches Rosa, in dem die Wolken klein und herzförmig schwebten. Das Meer rauschte eine hingebungsvolle Melodie und Evchen riss mich von den Beinen.
„Oh, es ist so schön hier, lass uns beginnen!“ sie stürzte sich ausgehungert auf mich und ich rollte sie auf den Rücken.
„Ja, die Strümpfe!“
Rituale sind wichtig. Also rutschte ich auf den Knien zu ihren Fußspitzen. Langsam streckte sie mir eine entgegen. Von ihren blauen Seidenstrümpfen rieselte blitzender Sand herab.
Mit atemberaubender Präsenz lag Evchen vor mir.
Es wurde warm!
Da ich eine erhitzende Zeremonie zu zelebrieren hatte, riss ich mir schnell die immer enger werdenden Sachen vom Leib. Evchens Fuß zitterte schon, als ich ihn endlich mit einer Hand stützte und ihr mit den Fingern der anderen Hand das Söckchen abstreifte.
Fußsohlenkitzeln, andere Socke, erneutes Fußsohlenkitzeln, streichelnd und kitzelnd vollzog ich den eingeübten Entkleidungsritus, bis ich mich im Sand vorwärtsrobbend zwischen ihren Beinen vorarbeitete zu den nun ebenfalls entblößten wartenden Bereichen.
Allerdings wurde meine Konzentration leicht getrübt. Es war sehr anstrengend Speerspitze in einer Düne zu spielen. Mit einer Hebung meiner Körpermitte versuchte ich zwar das Problem freizulegen, jedoch verlagerte sich mein Schwerpunkt damit ungünstig weit nach vorn. Meiner Nase gefiel soviel Sand nicht und so verschaffte sie sich mit heftigstem Niesen Luft.
Leider direkt in Evchens wohlig weichen Flaum.
„Schatz!“ Evchen hatte nun eindeutig zuviel vom Sand.
So ging das nicht. Wir mussten ins Wasser.
Und waren sofort wieder draußen.

„Salzwasser und sandgestrahlte Haut passen nicht zusammen,“ erklärte ich Pirxus.
Der Kupidianer nickte verstehend und führte uns zu einer schweren, grobgezimmerten Pforte.
„Hier aber wird es ihnen gefallen. Kein Sand, kein Meer!“
Sprach′s und verschwand.
Evchen schaute mir in die Augen. Nichts konnte uns aufhalten!
Wir traten Hand in Hand durch die Tür und standen in einer wild romantischen Scheune. Es duftete nach Sommer. In der Luft flirrte Staub, von Sonnenstrahlen beschienen, die durch die Ritzen zwischen den Wandbrettern tanzten.
Mehrere Strohballen waren im Raum verteilt, in der Mitte lag ein großes Nest von Heu.
Es war ein Traum.
Bevor ich fragen konnte, ob die Heilsalben gewirkt hatten, lag Evchen schon wieder fordernd vor mir.
Das Heu war weich.
Evchen war es auch! Aber erst mal Sachen weg, Strumpf abziehen, Kitzeln, zweiter Strumpf...
„Nicht gleich am Bauch, erst die Füße, Schatzi!“ riss sie mich aus meiner konzentrierten Aktion und ich schaute auf.
Sie auch.
„AAAAAAAAAAhhhhhhhhhh!“

„Der Designer meinte, Mäuse gehören dazu, wir haben es sofort abgeändert!“ Der Kupidianer wirkte tatsächlich zerknirscht. Seine langen Ohren hingen schlackernd zu beiden Seiten des langen Kopfes herab, als er uns zur nächsten Tür brachte.
„In diesem Szenario können sie nur Spaß haben! Eine erlesene Komposition der Romantik!“ versprach er, nicht ganz so enthusiastisch wie vorhin und auch wir schauten inzwischen recht skeptisch. Durch einen Palmwedelvorhang betraten wir eine schwüle Dschungellandschaft.
„Garantiert ohne Tiere!“ hörten wir Pirxus noch rufen, dann waren wir wieder allein.
Warme Feuchtigkeit umarmte uns, es nieselte sogar leicht. Der Geruch tropischer Früchte und unsichtbarer Blumen hing in der Luft. Wir standen auf einer kleinen Lichtung, zwischen riesigen Bäumen, deren große löffelartige Blätter zum Boden herunter reichten.
Vorsichtig prüfte Evchen die Beschaffenheit eines dieser Blätter.
Es schaukelte sanft bei ihrer Berührung.
„Fasst sich toll an, fühl mal!“ Sie winkte mich zu sich. Die Pflanzenhaut war weich und zart. Ein leichter Flaum machte das Tasterlebnis zu einer Wohltat, es schien, als würde man die weiche Haut einer Frau...
Schon küsste ich Evchen voller Leidenschaft. Mühelos bugsierte ich sie in das Blatt, die Form war ideal. Meine durchgeweichten Sachen klebten zwar an mir, aber ich riss sie mir herunter. Evchens Socke wartete schon und so langsam machte ich mir Gedanken um Traditionsbrüche.
Aber ich kam dennoch gut voran. Aus den Blättern über mir perlten ab und zu samtweiche Tropfen auf den Rücken.
Evchen begann sich zu bewegen und zu seufzen.
Allmählich begann mich das Tropfen zu stören. Direkt auf den Hinterkopf, immer auf die selbe Stelle.
Polopp.

Es gab eine Foltermethode mit stetigem Wassertropfen, der die Nerven an einer Stelle überreizt und zu grausamer Pein wird.
Das ich von ihr wusste, machte es nicht besser.

Polopppp.

Mit leichten Verlagerungen des Kopfes versuchte ich den Tropfen auszuweichen. Da es mir aber in Evchens zartem Schoß an einem großen Aktionsradius mangelte, nutzte das wenig.
„Schatz, was machst Du da?“ stöhnte sie drängend.
„Schaaatz!“
Meine Zehen verkrampften, die Hände krallten sich in den Blattrand, der Schmerz wurde immer intensiver.

Pooloppp.
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHH!“

Pirxus war deutlich irritiert.
„Ich bin mir sicher, das wird sie völlig entschädigen!“
Damit schob er uns hastig in eine Schleusentür und verschloss sie rasch.
Evchen schien genervt.
„Liebstes, es kann doch nur noch besser werden!“
„Bett, warum nicht einfach ein Bett?“ hörte ich sie flüstern, aber da flogen wir auch schon frei umher. Nullschwerkraft. Es war fantastisch. Wir tollten wie die Kinder umher, rollten uns umeinender, jagten, fingen und küssten uns.
„Wir lassen das mal mit dem Vorspiel,“ sagte Evchen plötzlich mit einem spitzbübischen Grinsen und einem tiefen Blick in mein Herz.
„Ja, Vorspiel hatten wir heute genug...“ flachste ich zurück.
Kurze Zeit später trieb ich unbekleidet vor ihr.
Sie zog sich selbst die Socken aus.
Langsam, genussvoll.
Dann öffnete sie ihre Beine. Ihre Brustwarzen leuchteten wie Landemarken.
„Komm!“ hauchte sie.
Es waren nur drei Meter.
Das menschliche Gehirn vermag ballistische Kurven in Sekundenbruchteilen zu berechnen.
Der Weg war mir klar, das Ziel überdeutlich sichtbar, ich brauchte nur gegen die Wand hinter mir zu treten, nur ein Stoß!
Ich startete.
In Evchens Augen sah ich noch kurz das Erschrecken, dann flutete eine Welle von unbeschreiblichen Gefühlen über mich hinweg. Endlich Erlösung!
Und Schmerzen.

Unsägliche Schmerzen ließen mich erwachen.
„Ah, ihr Mann kommt zu sich. Ich werde ihm schnell ein Schmerzmittel spritzen!“ hörte ich.
Dann schob sich Evchens Gesicht in mein Blickfeld. Unerklärlicherweise strahlte sie bis über beide Ohren. Meine eruptierende Sonne! „Schatz! Es hat geklappt, wir bekommen ein Kind!“
„Aber,“ tönte es nun von der anderen Seite und ein Mediker blickte mich ernst an,“ noch mal macht das ihr kleiner Rammbock nicht mit!“
Ich versank wieder in tiefe Ohnmacht.

Last updated 08.12.2003