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Die Geschichte des Abenteurers

Am tiefsten Tag des Winters wurdest Du geboren.
Ein Kind des Hasses, Deiner Mutter aufgezwungen.
Schatten hat man Dich genannt: Du begrüsstest es mit Schreien. Gnadenlose Babyjahre lang lerntest Du in Klostermauern Kälte in Dich aufzunehmen, sie wurde in Dich eingebrannt. Hörtest Du ein Kinderlachen, unten in dem fernen Dorf, musstest Du das Kind dann töten. Mit von fremdem Blut benetzter Hand bist Du zur Frau geworden.
Du lerntest dieses Land zu führen, unbarmherzig gottgewollt. Aus den grossen Nachbarreichen kam nun Prinz um Prinz. Doch sie konnten Dich nicht richten. Lagen sie vor Dir gefesselt war ihr Tod in Deinen Augen. Du liessest alle ihre Qualen hören, und sie starben endlos lang.
Der Toten Namen ohne Zahl fraß wie ein schnelles Flüstern sich auch zum Hohen Wald. Der Herrscher dieses Waldes flammte lodernd auf nach Dir vor Gier. In der Nacht schon machte er Dich dann zu seiner Frau. Als er dann sein Herz erkannte, wie es zuckend vor Dir lag, brachen in den Wäldern seine schwarze Erlen um. Eisig gabst Du dann die Leiche an den Schattenfürsten frei. Nahmst Dir Deine Königskrone und bestiegst den Qualenthron.
Die ganze Welt lag Dir zu Füssen, niemand mehr, Dir ebenbürtig, weilte lebend noch in ihren Weiten, da warst überall nur Du.
Und die Welt begann zu sterben, aufzugehn in Deinem Frost.
Bis ein alter dünner Magier mich in mürben Schriften fand.
Nun sitz ich hier am Lagerfeuer als Weltenretter auserwählt.
Man nennt Dich leise Schatten und ich komme Dich blenden!

Last updated 07.04.2005