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Tajan Schreiblümchen Om Ba Ket Glossar

Als Om Ba an der Baumeisterschule auf der dritten Scheibe angenommen wurde, wusste er, das er die Strebe vollenden würde.
Sechzig Generationen nach ihrem Beginn, schloss er, Om Ba, nun die Bauarbeiten ab.

Auf der anderen Seite standen unzählige Treppler und warteten mit Ungeduld auf das letzte Segment. Vom Balken hatten sich einige Soldaten herabgelassen, um argwöhnisch diese Umgehung ihrer Autorität zu beobachten.
Om Ba rechnete aber dennoch nicht mit einem Zwischenfall.
Die besten Manipulatoren des Kelches hatten dafür gesorgt, das der Balken das Projekt tolerierte.
Einige von ihnen hatter er auch schon zwischen den Gästen gesehen. Der goldene Aufzug brachte nicht nur die Arbeiter pünktlich her.
Er drehte sich um. Ka-La-Tur und sein Trupp standen bereit.
Der überlange Pilzstiel war noch in der Nacht mit leuchtenden Quellblumen und Goldlichtern geschmückt worden. Es sah fantastisch aus. Ein Funkeln und Schimmern beleuchtete den letzten Bauabschnitt und die vielen Schaulustigen.
Nun zogen die grossen Tumschnecken das Segment an den Rand der Baustelle.
Es war das 17. Segment, das Om Ba verbaute - das Letzte.
Die Klebmänner begannen den Stiel abzuschnüren und gleichmässig mit Leim zu bestreichen. In der Zuchtfarm von Trana hatte der Pilz Jahrzehnte der Reife und der Veredlung hinter sich gebracht. Immer wieder infizierte man das Gewebe mit Spundlarven, deren Freßgänge extrem harte Röhren bildeten, die Transportgefäße des Pilzes aber unbeschadet ließen. Der ovale Stamm erhielt dadurch eine unvergleichliche Stabilität, die man mit Metall nicht hinbekam, zumal Metall in der Torwelt zu selten für ein solches Großprojekt war. Om Ba rannte schon sein ganzes Leben hinter genügend Metall für seine Projekte hinterher, es war ein Kampf, den man nur selten gewann.
Die dünnen Platten an den Seiten des Steges, in unregelmäßigen Abständen zur Stabilisierung angebracht, zeugten davon.
Ein Arbeiter übernahm den Duftstock für eine Tumschnecke von ihrem Treiber. Langsam lockte er das schwere Tier, bis es sich endlich in Bewegung setze, befand er sich bereits einige Schritte voraus Richtung Kante. Durch den einseitigen Zug begann sich das Segment zu drehen, bis die dicken Schlaufen des Pilzrumpfes von den Haken des Seilzuges gefasst wurden. Die Männer am Zugseil strafften sich und zogen die Haken an. Das Segment war bereit zum Anheben. Die riesige Konstruktion des Kranes ragte weit über den Stegrumpf hinaus, bis fast zur gegenüberliegenden Seite, wo die dortige Manschaft Klebmänner auf ihren Einsatz wartete. Om Ba vernahm Musik von dort. Dieser Tag bedeutete für beide Säulen mehr, als man feiern konnte.
Er grinste. Aber vorher kam die Arbeit.
Mit der ganzen Würde des erfahrenen Baumeisters ging Om Ba zum letzten Segment, dass sich inzwischen aufgerichtet hatte und gerade noch so den Boden des Steges berührte. Er stellte sich neben das hoch aufragende Bauteil, allen Zuschauern sein Vertrauen in die Kraft seiner Mitarbeiter demonstrierend und begann mit kurzen Rufen zu dirigieren.
Der Stamm torkelte, durch die abwechselnd angezogenen Haken in Bewegung versetzt, auf das bisherige Ende des Steges zu.
An der Kante kam er zur Ruhe. Om Ba hatte beide Arme erhoben und ließ sie nun langsam herunter. In derselben Geschwindigkeit wurde der Stamm wieder heruntergesenkt. Die Schwierigkeit bestand darin, den Stamm nicht abrutschen zu lassen. Es war nicht vorherzusehen, ob der Kran und die die Männer an den Seilen das Segment würden halten können, wenn es sich plötzlich in der freien Gewalt der Schwerkraft befand.
Aber das wussten nur die am Bau beteiligten. Die wenigen Unfälle lagen Generationen zurück.
Die Klebmänner waren nun ebenfalls nach vorne gekommen. Sie würden den letzten Arbeitsschritt vollbringen.
Die Kante der vorletzten Segmente auf beiden Seiten des Abgrundes waren angeschrägt, die des letzten Segmentes besaßen ein genau entgegengesetztes Gefälle. Als das Segment endlich fast waageerecht über dem Spalt hing, rutschte die Kante vor Om Ba ab, doch eine schnelle Lockerung der Seile liess den Pilz auch auf der anderen Seite in die Schräge fallen. Exakt nach Plan.
Der Steg war vollständig. Er musste nur noch verklebt werden, aber diese Arbeit ging schon voran, bemerkte Om Ba voll Stolz. In ihm begann sich die Anspannung zu lösen, der Moment wurde riesig in ihm.
Die Bindesporen sangen ihr feines Sumlied und langsam wuchs das neue Segment mit seinen beiden Nachbarn zusammen.
Die Strebe

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Last updated 27.08.2004