Vorwort 08.05.2003
Diese Seiten enthalten den Begin einer Geschichte, die ich in den nexten Monaten immer
weiterschreiben will. Sie wird beständig die Perspektive wechseln und dem Leser die
Möglichkeit geben, völlig frei zu entscheiden, welcher Figur er durch die Geschichte
begleiten möchte.
Durch einen Link an den entsprechenden Stellen kann man so ganz einfach die Perspektive und
sogar die Geschichte wechseln.
Das Tor war eigentlich viel zu gross, um es begreifen zu können.
Die Tormenschen gingen davon aus, das es schom immer da war, das es schon immer das grösste
aller Bauwerke darstellte, welches sie je gesehen hatten, und das sie schon immer hier lebten.
Es existierten zumindest keine gegenteiligen Gerüchte.
Die mondseitige Säule des Tores trug sechs gewaltige Scheiben, die untereinander durch
Aufzüge verbunden waren.
Auf der untersten Scheibe, dem Boden am nächsten, lebte Tajan inmitten einer grossen
Krollmoosfarm und für gewöhnlich war er unauffindbar.
Natürlich half er seinen Eltern auf der Farm, sie hätten ihn sonst nicht so
ohne weiteres erlaubt, manchmal tagelang alleine durch das Mossland zu ziehen.
Mossland wurde die unterste Scheibe nicht nur wegen der vielen Farmen genannt. Neben dem Hauptnahrungsmittel
der Tormenschen, Krollmooskorn, wurde in Mossland fast alles angebaut, hauptsächlich aber eben Moose.
Viele Arten bevorzugten das dunkle und feuchte Klima so dicht am Boden.
Moosland wurde durch heftige Winde mit Samen und Pollen nur so überschüttet
und Tajan war ein eingefleischter Pflanzer. Jedes Samenkorn empfand er als neuerliche
Herausforderung.
Viele Moosinseln der Farm erstrahlten in den kräftigen Farben der Blumen oder quollen über
von aromatischen Pilzen, die er gepflanzt und gross gezogen hatte.
Tajans Vater schimpfte zwar immer wieder über die zum Teil unbrauchbaren Gewächse, aber wenn er
vom langen Pflücken erschöpft Pause machte, strich er lächelnd über dieses oder jene
Pflänzchen und staunte über die Vielfalt der Farben und das Geschick seines Sohnes.
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Eigentlich gab es kein Gewächs, das Tajan nicht kannte. Jedenfalls war er davon felsenfest
überzeugt, bis er eines abends - sozusagen kurz vorm Einschlafen - ein lilagelb gesprenkeltes
Samenkorn fand.
" Was bist Du denn?" murmelte er vor sich hin und bückte sich auch schon.
"Kein Vielblättchen und auch kein Schwarzgelbschönchen. Grollblütchen sind viel
kleiner. Sag bloss, aus Deiner Familie ist mir noch niemand begegnet?"
Kaum kletterte die Sonne über den Scheibenrand, um den Halbtag zu beginnen, als sich Tajan auch
schon auf die Suche nach einem geeigneten Moosinselchen machte. Es durfte nicht zu dick und auch
nicht zu nass sein. Feuchtigkeit zog jede Menge Schnecken an, man konnte da zwar einiges machen,
aber bei einem so einzigartigen Körnchen wollte er auf keinen Fall ein Risiko eingehen!
Unterwegs stopfte er sich noch mit Schnabelmoosbeeren voll, das half gegen den Hunger und sparte
enorm viel Zeit. Eigentlich konnte man Schnabelmoosbeeren nicht essen - sie waren geschmacklos und
völlig ohne Nährwert.
Aber sie machten satt.
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Last updated 22.07.2003